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Forschungsziele
Veränderung ist ein grundlegendes Merkmal menschlichen Lebens und findet auf vielen Ebenen statt: in biologischen Systemen, Verhalten, Kognition und Emotion, in Individuen und Gruppen und in der Gesellschaft. Der Mensch ist besonders dafür gerüstet, sich an Veränderungen anzupassen und seine Umwelt zu verändern. Dies zeigt sich in der enormen Fähigkeit des Gehirns, seine funktionelle und strukturelle Organisation über die individuelle Lebensspanne hinweg anzupassen, in der komplexen zeitlichen Dynamik sozialer Kollektive wie Gruppen und Organisationen sowie im gesellschaftlichen Wandel im Laufe der Zeit.
Das übergeordnete Ziel der Profilinitiative Mechanisms of Change (Moc) besteht darin, die Mechanismen der Veränderung in menschlichen Systemen zu erfassen und zu quantifizieren sowie die Ursachen und Folgen von Veränderungen auf und über mehrere Ebenen (d.h. innerhalb und zwischen Individuen, Gruppen und Gesellschaften) aufzudecken. Welche Mechanismen liegen der Veränderung der menschlichen Wahrnehmung, Kognition und des menschlichen Verhaltens zugrunde? Wie wird Veränderung in biologischen, künstlichen und sozialen Systemen vermittelt? Warum ändern sich Veränderungsmechanismen im Laufe des Lebens? Wie verändern menschliche Interaktionen mit automatisierten und künstlichen Systemen unser Verhalten und unsere Kognition? Wie gestalten und passen sich Einzelpersonen und Organisationen dem gesellschaftlichen und technologischen Wandel an? Was sind optimale Zeitfenster und -skalen für Veränderung in verschiedenen Systemen? Wie wird ein Zusammenbruch neuronaler, kognitiver und sozialer Systeme im Prozess der Veränderung vermieden?
Die Identifikation der wichtigsten Veränderungsmechanismen erfordert einen multimethodischen Ansatz, mit dem Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen untersucht werden können. Zu diesen Methoden gehören Beobachtungs-, experimentelle, neurowissenschaftliche und Modellierungs-Ansätze, Querschnitts- und Längsschnitterhebungen sowie prospektive und retrospektive Forschungsansätze in gesunden und gestörten Systemen.
Aus dem Verständnis der grundlegenden Mechanismen der Veränderung können Bedingungen abgeleitet werden, unter denen adaptive Systeme mit einem optimalen Gleichgewicht aus Veränderung und Stabilität entstehen können. So können Maßnahmen identifiziert werden, um Hindernisse für Veränderung in gestörten und nicht mehr adaptiven individuellen und sozialen Systemen zu überwinden und adaptive Veränderungen einzuleiten. An der ursprünglich aus der der Fakultät Psychologie und Bewegungswissenschaft stammenden MoC-Profilinitiative beteiligen sich mittlerweile Forschende aus der Informatik, Medizin, Neurowissenschaft, Erziehungswissenschaft und Organisationswissenschaft.
Die ersten beiden Forschungsschwerpunkte im Rahmen der MoC-Profilinitiative untersuchen (1) Mechanismen der Veränderung dynamischer sozialer Interaktionen, wobei der Fokus auf den Wechselbeziehungen zwischen Veränderungen des individuellen Verhaltens und der sozialen Dynamik liegt. Hier arbeiten Psychologie, Bewegungswissenschaft, Informatik und Organisationswissenschaft zusammen; und (2) Sensible Perioden für kognitive Veränderungen mit Fokus auf ontogenetische und ereignisgesteuerte Zeiträume, die besonders anfällig für Veränderungen auf kognitiver und neuronaler Ebene sind.